Martin Krist – Engelsgleich

Martin Krist – Engelsgleich

rezensiert von Nicole am 14.09.2019

Titel: Engelsgleich
Reihe: Problemlöser David Gross (2/3)
Autor: Martin Krist
Genre: Thriller
Verlag: epubli
Seitenanzahl: 504
Erscheinungsdatum: 31.12.2018
ISBN-10: 3746798280
ISBN-13: 978-3746798288
Bildquelle/Klappentext: Amazon

RASANT! PACKEND! KNALLHART!

In Berlin wird Hauptkommissar Paul Kalkbrenner zu einem Tatort gerufen. Auf einem Fabrikgelände wurde der verstümmelte Leichnam einer jungen Frau entdeckt. Unweit davon befinden sich stinkende Kloakebecken. Fassungslos müssen Kalkbrenner und seine Kollegin Sera Muth ansehen, wie eine Leiche nach der anderen aus den Gruben geholt wird.
Ist unter ihnen auch die verschwundene Merle, die von ihrer Pflegemutter Juliane Kluge verzweifelt gesucht wird?

Ein verschwundenes Mädchen. Eine verzweifelte Mutter. Eine grauenhafte Entdeckung.

Puh, man sollte meinen, dass man allmählich abgestumpfter wird, wenn man bereits mehrere Bücher von Martin Krist gelesen hat, doch dem ist leider nicht so.
Tatsächlich ist dies der erste Thriller des Autors, bei dem ich sogar geweint habe. Ich habe das furchtbare Szenario und die entstandenen Bilder in meinem Kopf nämlich kaum ertragen.

Dabei dachte ich zwischendurch noch, dass mir dieses mal die gewohnt vielen Handlungsstränge fast zu viele waren.
Die Lage wurde nämlich immer verzwickter, je weiter die Story vorangeschritten ist. Ich musste mich gefühlt mehr konzentrieren als üblich, allem zu folgen.
Zudem war hin und wieder mein Gedanke, dass der Geschichte 100 Seiten weniger vielleicht nicht geschadet hätten, denn man lernt dieses mal die Charaktere wahnsinnig intensiv kennen, was grundsätzlich super ist, aber auch die Geschichte bremsen kann.

Die Story ist schon durchweg fesselnd, nicht, dass da ein falscher Eindruck entsteht, denn schockierende Luftanhalt-Momente gibt es wahrlich genug.
Ich hatte nur den Eindruck, dass man sich oft mit Nebensächlichkeiten viel zu intensiv beschäftigt, statt die Geschichte weiter voran zu treiben.

Schlussendlich muss ich sagen, dass ich da einfach zu ungeduldig war, denn erst gegen Ende habe ich erkannt, dass der Autor mich nur auf das Finale vorbereitet und dafür gesorgt hat, dass ich durch die beschriebenen Intensität, nur tiefer in die Story geholt werde.

Das Endresultat dessen war für mich, dass mein emotionaler Fall auf den letzten Seiten des Buches auch entsprechend tief war.

Ich habe so tief in der Story drin gesteckt, dass es mich für sämtliche kleine Längen und den Mini-Knäuel in meinem Kopf entschädigt hat und ich eine echte innere Leere verspürt habe, als die Geschichte zu Ende erzählt und alle Fälle geschlossen waren.

Ist das jetzt als ein brillanter oder gemeiner Schachzug des Autors zu betrachten? Das dürft ihr bitte selber entscheiden.

Dann will ich euch mal einige Charaktere vorstellen, aber nur ein paar, denn das sind noch lange nicht alle!

Da wäre natürlich Kommissar Paul Kalkbrenner, der seinen Job sehr ernst nimmt. Seine eigenen privaten Problemchen wirken so herrlich natürlich und das hat ihn mir sehr sympathisch gemacht.

Der wohl vielschichtigste und interessanteste Protagonist ist sicherlich Markus. Aus ihm wurde ich lange Zeit nicht schlau, obwohl ich natürlich so meine Vermutungen hatte. Wer oder was er wirklich ist, was er zu verbergen hat und was seine Ziele sind, müsst ihr aber natürlich selber heraus finden.

Die Person, mit der ich mich als Mutter wohl am ehesten identifizieren konnte, war Juliane Kluge. Sie ist eine Löwenmutter, die sich nicht von ihrem Weg abbringen lässt, selbst, wenn es sie alles kostet und sie zeigt, dass echte Mutterliebe nicht an Blut gebunden ist.

Kommissar Toni Risse aus Band 1 hat übrigens auch einen kurzen Auftritt.

Ich hätte übrigens gerne eine Erklärung, wie der Autor zu dem Titel „Engelsgleich“ kommt, denn engelsgleich ist an dem Buch gar nichts. Einige Protagonisten scheinen sogar ziemlich offensichtlich direkt aus der Hölle zu stammen.
Es gibt in diesem Buch so viele verschiedene abscheuliche Taten, dass ich mich nicht entscheiden könnte, welcher ich das Perversions-Krönchen aufsetze. Mein Repertoire an Schimpfwörtern hat sich jedenfalls durch dieses Buch selbständig erweitert, denn ich brauchte neue Bezeichnungen für manch abartigen Charaktere. Oftmals wollte ich mich gerne übergeben und einmal war mir wie erwähnt einfach nur zum Heulen zumute.

Die Story ist als 2. Teil der „Problemlöser David Gross-Reihe“ ausgeschrieben, doch meiner Meinung nach, und das sage ich bei Reihen äußerst selten, kann man diesen Band völlig unabhängig lesen oder sogar mit diesem beginnen und danach Band 1 lesen. Es fehlen einem dann vielleicht ein paar Aha-Effekte, aber ich denke, die funktionieren anders herum gestartet, ganz genauso.

Dann will ich mich wohl mal auf „Brandstifter“, Band 3 der Reihe stürzen. 😉

Thriller und Krimis von Martin Krist haben für mich immer eine spezielle und sehr persönliche Note. Man erkennt sie an seiner genialen Mischung aus krassen Bildern, die er einem in den Kopf pflanzt, den kurzen knackigen Kapiteln, den wechselnden Protagonisten kapitelweise, der musikalischen Untermauerung nebenher und einer gewissen Direktheit.

„Engelsgleich“ war für mich mit mehr Längen gespickt als andere seiner Werke und ich musste durch die vielen Handlungsstränge irgendwie mehr mitdenken als sonst.
Dafür hat mich im Endergebnis die Story auch emotional so fertig gemacht, wie kein anderes seiner Bücher. Alles hatte eine unwahrscheinlich krasse Intensität.

Ich empfehle das Buch allen, die bereits „Drecksspiel“ gelesen haben, für sie ist es ein Muss, auch wenn es keine direkte Anschlusshandlung gibt.

Ihr dürft nicht zartbesaitet sein, denn ihr bekommt es hier mit Perversionen und Abartigkeiten zu tun, die es zu verkraften und auszulöschen gilt.
Man will sich gar nicht vorstellen, dass es solche Monster, mit denen uns Martin Krist da zusammen lässt, wirklich gibt.
Zum Glück gibt es auch Menschen, die nicht weg sehen, die nicht aufgeben und alles, was sie haben geben, um diesen Machenschaften ein Ende zu setzen.

4,5/5

☼eure Nicole☼

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